Wirkungsmechanismus der Leitungswasser-Iontophorese

Zusammenfassung der Studie: Wirkungsmechanismus der Leitungswasser-Iontophorese – Funktionelle Störung des sekretorischen Epithels

Trotz jahrzehntelanger positiver Erfahrungen mit der Wirkweise der Leitungswasser-Iontophorese zur Therapie der Hyperhidrose ist der genaue Wirkmechanismus bislang ungeklärt.

Ziel der Studie war es, die bis dato geläufige Hypothese eines mechanischen Verschlusses der Ausführungsgänge der Schweißdrüsen zu überprüfen und ein neues Konzept des Wirkungsmechanismus der Leitungswasser-Iontophorese aufzustellen.

Es wurden histomorphologische, funktionelle und elektro-physikalische Untersuchungen durchgeführt, um den Zustand der Schweißdrüsen unter der Therapie mit Leitungswasser-Iontophorese aufzuzeigen. Als Stromquelle wurde ein Gerät der HIDREX GmbH genutzt.

Ergebnisse:

Die durchgeführte histomorphologische Untersuchung zeigte keinen mechanischen Verschluss der Schweißdrüsen oder strukturelle Veränderungen an den Ausführungsgängen der Schweißdrüsen nach der Iontophorese. Es konnte lediglich eine Inaktivität der schweißabsondernden Zellen der Schweißdrüsen beobachtet werden.

Im Rahmen der funktionellen Untersuchung der Schweißdrüsen zeigten sich die Schweißdrüsen im Zustand der fehlenden oder verringerten Schweißabsonderung durch Leitungswasser-Iontophorese refraktär gegenüber einem pharmakologischen Stimulus, was darauf hindeutet, dass eine Veränderung im postsynaptischen Bereich als Ort des Wirkungsmechanismus zu suchen ist.

Bei der elektro-physikalischen Untersuchung wurden Hautwiderstandsmessungen durchgeführt. Die geringe Widerstandserhöhung nach Leitungswasser-Iontophorese im Gegensatz zur Vergleichsuntersuchung (Anwendung von Aluminiumchlorid) spricht ebenfalls gegen einen Verschluss der Ausführungsgänge der Schweißdrüsen als Wirkungsmechanismus.

Aus den Ergebnissen der Studie kann gefolgert werden, dass die Wirkung der Leitungswasser-Iontophorese nicht, wie bis dato angenommen, auf einer mechanischen Blockade der Ausführungsgänge beruht. Vielmehr wird eine postsynaptische funktionelle Störung der Schweißdrüsensekretion im Sinne einer Störung der Stimulus-Sekretions-Kopplung vermutet.

(vgl. Reinauer, S., Schauf, G. et al.: Wirkungsmechanismus der Leitungswasser-Iontophorese: Funktionelle Störung des sekretorischen Epithels. In: Z. Hautkr. 67 (7), 1992, S. 622-626)

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Positive Effekte auf Abheilungszeit und Rezidivfreiheit bei Hand-Fuß-Ekzemen (PDF / DE 1998)

Zusammfassung der Studie: Therapie der Hyperhidrosis mittels Leitungswasseriontophorese – Positive Effekte auf Abheilungszeit und Rezidivfreiheit bei Hand-Fuß-Ekzemen

Durch das übermäßige Schwitzen bei Hyperhidrose an Händen und Füßen fühlen sich die betroffenen Patienten im Alltag stark eingeschränkt. Daher hat die Störung in der Schweißsekretion eigenständigen Krankheitscharakter. Das krankhafte Schwitzen wird zudem als verschlimmernder Faktor bei Hand-Fuß-Ekzemen diskutiert.

Ziel der Studie war die Beeinflussung des Ekzemverlaufes durch die Behandlung mittels Leitungswasseriontophorese zu untersuchen. Bei der Untersuchung wurde ein HIDREX Pulsstromgerät verwendet.

Die Studie konnte zeigen, dass die Leitungswasseriontophorese nicht nur zur Linderung des übermäßigen Schwitzens an den Händen und Füßen wirksam ist. Ein positiver Effekt konnte auch auf die Abheilungszeit und Rezidivfreiheit bei Ekzemen gezeigt werden. Im Durchschnitt ergab sich eine nicht signifikante, aber kürzere Abheilungszeit (20 Tage mit Iontophorese vs. 22,3 Tage ohne Iontophorese) und ein hoch signifikanter Vorteil bezüglich des rezidivfreien Zeitraums (24,8 Wochen mit Iontophorese vs. 8,35 Wochen ohne Iontophorese)

Das liegt nicht allein an der Schweißminderung sondern auch an einer Beeinflussung der Entzündungsreaktionen an den ekzematösen Hautstellen. Vermutet werden Capsaicin-artige Wirkungen des Stroms. Die Entzündung wird unterbrochen, was sich auf eine verlängerte Rezidivfreiheit beim hyperhidrotischen Hand-Fuß-Ekzem positiv auswirkt.

(vgl. Wollina, U., Uhlemann, C. et al.: Therapie der Hyperhidrosis mittels Leitungswasseriontophorese: Positive Effekte auf Abheilungszeit und Rezidivfreiheit bei Hand-Fuß-Ekzemen. In: Hautarzt (1998) 49, S. 109-113).

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Die gepulste Gleichstromiontophorese als neue Behandlungsmöglichkeit der Hyperhidrosis (PDF / DE 1995)

Die gepulste Gleichstrom-Iontophorese als neue Behandlungsmöglichkeit der Hyperhidrosis

Als Therapie der Wahl bei übermäßigen Schwitzen an den Händen oder den Füßen hat sich wegen der hohen Erfolgsquote (98%) die Leitungswasser-Iontophorese mit Gleichstrom durchgesetzt.

Auf Grund von Nebenwirkungen (z.B. Missempfindungen) und Probleme (Weidezauneffekt) der Iontophorese mit Gleichstrom war es Ziel der vorliegenden Studie Nebenwirkungen der Leitungswasser-Iontophorese zu minimieren, den Sicherheitsstandard zu erhöhen und den technischen Aufwand zu reduzieren, ohne dabei an therapeutischer Wirksamkeit zu verlieren.

Bei der Untersuchung wurde ein Gleichstromgerät der HIDREX GmbH, ein Gerät mit gepulsten Gleichstrom mit dreieckigen Spannungsverlauf (experimentelles Gerät, Hersteller unbenannt) und ein Pulsstromgerät der HIDREX GmbH mit rechteckförmigen Spannungsverlauf in Bezug auf Effektivität und Nebenwirkungen verglichen.

Ergebnisse Studie in der Übersicht:

StromformNormhidrosis nach (n) BehandlungenAnsprechquote in %Nebenwirkungen
Gleichstrom HIDREX10,0100Kribbeln, Brennen, Stromschläge
Dreieckförmiger Pulsstrom12,380Geringe Hautsensationen wie Kribbeln,
keine Stromschläge
Pulsstrom HIDREX12,4100Minimale Hautsensationen, keine Stromschläge

Eine normale Schweißabsonderung wurde bei der Therapie mit Gleichstrom nach durchschnittlich 10 Behandlungen, bei beiden Pulsstromformen nach rund 12 Behandlungen erreicht. Nebenwirkungen wie Missempfindungen, Hautirritationen oder leichte Stromschläge bei unsachgemäßer Anwendung traten während der Therapie mit Gleichstrom gelegentlich auf. Wurde bei der Untersuchung Pulsstrom angewendet, empfanden die Probanden bei der Behandlung als nebenwirkungsarm. Hautirritationen traten bei der Behandlung mit dreieckförmigen Pulsstrom nur geringfügig auf und ließen sich durch die Anwendung von reckteckförmigen Pulsstrom der HIDREX GmbH weiter minimieren. Stromschläge durch den Weidezauneffekt konnten bei beiden Pulsstromformen nicht ausgelöst werden. Die Therapie mit Gleichstrom und Pulsstrom der Firma HIDREX konnte bei allen Patienten zu einer Normalisierung der Schweißmenge führen (Ansprechquote 100%). Die Therapie mit dreieckförmigen Pulsstrom erreichte im Vergleich nur eine Ansprechquote von 80%.

Fazit: Aufgrund der verminderten Nebenwirkungsrate stellt die Leitungswasser-Iontophorese mit Pulsstrom trotz der etwas geringeren Wirksamkeit eine sinnvolle Alternative zur Gleichstrom-Iontophorese dar. Sie ist als Methode der Wahl bei der Behandlung von Kindern anzusehen. Bei extremer Ausprägung der Hyperhidrose kann die Anwendung von Pulsstrom unter Umständen nicht ausreichend sein. In diesen Fällen wird weiterhin die Behandlung mit Gleichstrom empfohlen.

(vgl. Reinauer, S., Neußer, A. et al.: Die gepulste Gleichstrom-Iontophorese als neue Behandlungsmöglichkeit der Hyperhidrosis. In: Hautarzt (1995) 46, S. 543 – 547)

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Modifizierung und Optimierung der Leitungswasser-Iontophorese (PDF / DE 1994)

Modifikation und Optimierung der Leitungswasser-Iontophorese

Ziel der vorliegenden Studie war die Entwicklung eines optimalen Therapieschemas zur Behandlung der Hyperhidrose an Händen oder Füßen mittels Leitungswasser-Iontophorese.

Untersucht wurden dafür die Polung des Gleichstromes, die Dauer einer Behandlungssitzung, der Effekt von Elektrolytzugaben und die Therapiefrequenz in der Erhaltungsphase. Zur Behandlung wurden Gleichstromgeräte der HIDREX GmbH genutzt.

Polung

Die Anode erwies sich bei der Untersuchung immer wirksamer als die Kathode, jedoch ohne signifikanten Einfluss auf den Gesamttherapieeffekt.

Ein Wechsel der Stromrichtung während einer Therapiesitzung kann nicht empfohlen werden. Die Patienten klagten häufiger über Schmerzen, Erytheme und Brennen nach der Umpolung und tolerierten dann in der zweiten Hälfte der Therapiesitzung nur geringere Behandlungsspannungen. Durch die niedrigeren Spannungen war die Hemmung der Schweißsekretion vermindert und es wurden mehr Behandlungen benötigt um einen Therapieerfolg zu erzielen.

Es empfiehlt sich die Anode so lange konstant an einer Hand / einem Fuß zu halten, bis sich eine einseitige Normalisierung der Schweißmenge einstellt. Nach anschließender Umpolung und erneuter Beibehaltung der Stromrichtung wird die Behandlung bis zur beidseitigen Normhidrosis fortgesetzt. Es ist günstiger die stärker wirksame Anode zuerst an die dominante Hand zu legen (beim Rechtshänder zuerst an der rechten Hand).

Dauer

Die Untersuchung konnten keine Unterschiede in der Wirksamkeit der Therapie zeigen, wenn die Dauer einer Therapiesitzung zwischen 10 bis 30 Minuten liegt. Kürzere Behandlungszeiten unter 10 Minuten waren hingegen erfolglos. Daher kann für die Dauer einer Therapiesitzung, ohne den Verlust der Effektivität, eine Zeit von 10 Minuten empfohlen werden.

Elektrolytzugabe

Zusätze von Salzen wie Natriumchlorid oder Ammoniumchlorid haben sich als ungünstig erwiesen, da sie das Auftreten von Nebenwirkungen erhöhen und den Therapieerfolg verringern. Auch anticholinergische Zusätze sind aufgrund lokaler uns systemischer Nebenwirkungen abzulehnen. Zusätze von Aluminiumchlorid behindern die Wirkung der Leitungswasser-Iontophorese. Es sollte außerdem darauf geachtet werden nicht entionisiertes Wasser zu verwenden. Stark entionisiertes Wasser (beispielsweise durch eine häusliche Entkalkungsanlage) kann dazu führen, dass kein für die Therapie ausreichender Stromfluss erzielt werden kann.

Therapiefrequenz in der Erhaltungsphase

Zur Aufrechterhaltung des Therapieeffektes ist in der Erhaltungsphase eine Langzeitbehandlung erforderlich. Die Untersuchung hat gezeigt, dass in dieser Phase durchschnittlich alle 6,5 Tag therapiert werden muss, um die Normhidrosis beizubehalten. Dabei sollte die Stromrichtung von einer Behandlungssitzung zur nächsten gewechselt werden.

Langzeit-Nebeneffekte durch die Leitungswasser-Iontophorese sind nicht bekannt.

Zusammenfassende Therapieempfehlung

  • In der Initialphase: Therapie 3-5mal / Woche je 10 Minuten. Dabei sollte die Anode bis zum Erreichen der einseitigen Beschwerdefreiheit konstant an der dominanten Hand / an einem Fuß genutzt werden. Erst dann sollte eine Verlagerung der Anode an die andere Hand / den anderen Fuß bis zur vollständigen Normhidrosis stattfinden.
  • In der anschließenden Erhaltungsphase: Therapie alle 3-9 Tage je 10 Minuten. Die Anode sollte von Therapie zu Therapie im Wechsel an der rechten und linken Seite angelegt werden.
  • Es sollte ausschließlich normales, nicht entionisiertes Leitungswasser genutzt werden

(vgl. Schauf, G.,Hubert, M. et al.: Modifikation und Optimierung der Leitungswasser-Iontophorese. In: Hautarzt (1994) 45, S.759-761)

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Ross-Syndrom: Behandlung der segmentalen kompensatorischen Hyperhidrose durch ein modifiziertes iontophoresisches Gerät

Zusammenfassung der Studie: Ross-Syndrom –  Behandlung der segmentalen kompensatorischen Hyperhidrose durch ein modifiziertes iontophoresisches Gerät

Das Ross-Syndrom ist eine neurologisch-dermatologische Erkrankung, die durch das gleichzeitige Auftreten von verminderter oder fehlender Schweißsekretion (Hypohidrose), tonischer Pupillenkontraktion und abgeschwächten Muskeleigenreflexen definiert ist. Die einseitige Hypohidrose wird auf der Gegenseite durch eine vermehrte Schweißsekretion (Hyperhidrose) kompensiert, was für die betroffenen Patienten subjektiv das störendste Symptom darstellt.

Ziel der Studie war die Wirksamkeit der Leitungswasser-Iontophorese beim beschriebenen Ross-Syndrom zu untersuchen. Zur Behandlung des übermäßigen Schwitzens wurde ein Iontophorese-Gerät der HIDREX GmbH mit speziell angefertigten Sonderapplikatoren zur Behandlung der Beine und des Rückens genutzt.

Nach 20 Behandlungen konnte bei den Testpersonen eine zufriedenstellende Linderung der Hyperhidrose erreicht werden. In der Erhaltungsphase wurde die Iontophorese Therapie einmal wöchentlich fortgesetzt. Nebenwirkungen sind nicht aufgetreten.

(vgl. Reinauer, S., Schauf, G., Hölzle, E. : Ross syndrom: Treatment of segmental compensatory hyperhidrosis by a modified iontophoretic device. In: Journal of the American Academy of Dermatology, Volume 28, Number 2, Part 2)

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